HALLO Kinder...!
Für das Grundschul-Lesealter habe ich das Buch "DonnerKnall und HimmelsFurz" geschrieben.

 
      copyright © rena lessner

Leseprobe:

Sternchen mopst sich mal wieder...

Über den Wolken herrscht himmlische Ruhe.

Alle gehen ihrer Beschäftigung nach und sind glücklich und zufrieden. Nur hin und wieder hört man ein lang gezogenes Rumpeln, das in einem dumpfen Plumps endet. 
Was ist da los?
Aha... jetzt sehe ich es... Da macht jemand Unsinn. Genauer gesagt:
 „Sternchen,  der kleinste Engel der Milchstraße“. 
Unermüdlich rollt es mit dick aufgeblasenen Backen Wolken auf die RegenbogenRutsche, um sie auf die Erde zu kugeln. Es will hier unten endlich bemerkt werden. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Ihm ist grottenlangweilig.

Es mopst sich so sehr, dass es dem alten Laurenzius wenig später hilft, den Schafsstall auszumisten. Naja... eigentlich quatscht es ihm nur die Ohren voll, statt zu helfen. Es steigt auf die Schubkarre und redet mit Händen und Füßen auf ihn ein, weil es unbedingt zu einem Kind auf die Erde will. Das ist sein allergrößter Wunsch. Seinen Redeschwall unterbricht es nur kurz, um an den Griffen der Schubkarre hin- und herzuschaukeln. Dabei fällt es einige Male in den Mist. Aber Laurenzius ist ein weiser alter Engel. Er freut sich über Sternchens Gesellschaft und beantwortet geduldig seine vielen Fragen.

 „Warum denken die Kinder nicht an uns, wenn sie Hilfe brauchen...?“, bohrt Sternchen, „viele sind traurig und alleine, aber rufen uns nicht.“
„Sie glauben nicht an Engel, sie haben uns vergessen“, antwortet Laurenzius bedauernd, „sie halten uns für Figuren aus dem Märchen.“
„Aus dem Märchen? Seh ich aus, wie aus dem Märchen...?“
„Nein! Du bestimmt nicht, eher wie aus dem Misthaufen“, schmunzelt Laurenzius, während er Sternchen betrachtet.
„Na also. Dann sollen sie mich sofort rufen“, verlangt Sternchen energisch. 
„Rufen alleine genügt nicht... sie müssen fest an uns glauben, das ist das Problem. Die Kinder auf der Erde glauben an andere Dinge, die ihnen wichtig sind.“ 
„Was ist wichtiger, als glücklich zu sein?“, staunt Sternchen.
„Nichts. Aber die Kinder glauben, dass Spielzeug und Besitz sie glücklich machen. Sie lernen es von den Erwachsenen.“ 
„Warum lernen sie was Falsches?“
„Weil viele Erwachsene nicht wissen, was richtig ist. Sie haben vergessen, dass nur Liebe und Lachen glücklich machen.“
„Dann braucht die Erde Nachhilfe...“ brummt Sternchen und stemmt die kleinen Hände in die Hüften.
„Die Erde nicht, die MENSCHEN, berichtigt Laurenzius, „nur die Menschen.“
Bald darauf ist die Arbeit erledigt.

„Erbsengrüner FlatterFurz...!“, flucht Sternchen leise, weil man sich denken kann, dass Engel nicht fluchen sollen. „Schon wieder ein Willi auf dem Kleid.“ Schnell legt es seine kleine Hand darüber. Willis nennt es die vielen Flecke, die es von seinen täglichen Streifzügen mitbringt. 
„Ein Willi...? Da ist einer, und da, und da, und da“, lacht Laurenzius und zeigt auf Sternchens Kleid, „so viele Hände hast du nicht. Und von hinten bist du schmutziger als Grunz.“

Grunz ist das Himmelsschwein. Dick, faul, rosa und schlammig liegt es im Matsch und suhlt sich. Während es laut und genüsslich grunzt, schrubbt es sich die borstige Schwarte. Sternchen und Grunz wühlen gerne zusammen im Schlamm und üben Schlammweitspritzen. Dabei zieht Sternchen zwar jedes Mal den Kürzeren, weil die Schweinebacke vier Beine hat und damit klar im Vorteil ist, aber das ist ihm egal. Sich vollzuspritzen und durch den Matsch zu laufen, macht beiden Riesenspaß.

„Dein Gesicht könnte auch eine Handvoll Wasser vertragen“, zwinkert Laurenzius.
„Warum gibt‘s überhaupt Dreck?", stöhnt Sternchen. "Wenn es keinen gäbe, bräuchte ich mich nicht so oft zu waschen und würde länger neu bleiben.“ 
„Du weißt doch, dass es hier ähnlich wie auf der Erde ist“, antwortet Laurenzius.
„Nööö... gar nicht. Hier gibt‘s keine Autos und keine Fabriken und hier stinkt‘s auch nicht und es ist himmlisch leise“, schüttelt Sternchen den Kopf. 
„Stimmt. Wir brauchen keine Autos, schließlich haben wir unseren Willen, um uns zu bewegen. Die Menschen haben verlernt, ihren Willen zu benutzen.“
„Warum haben sie es verlernt?“
„Weil sie nur dem Geld hinterherlaufen und ihre Macht und ihren Körper nicht mehr kennen.
„Aber sie leben jeden Tag darin, sie sollten ihn kennen.“
„Wenn sie ihren Körper kennen würden, würden sie ihm vernünftiges Essen geben und sich jeden Tag in der frischen Luft bewegen, um länger gesund zu bleiben. Dann müssten sie ihn nicht so oft zum Arzt bringen. Du hast übrigens Stroh auf dem Kopf.“
„Besser drauf als drin“, kichert Sternchen und springt so lange auf und ab, bis es runter fällt. Dann hüpft es trällernd davon:

„Ich bin ein kleiner Stern
und helfe allen gern...!“

„Und quatsch‘ mit allen gern...“, verbessert Laurenzius.
Sternchen hat gute Ohren, sehr gute Ohren. Es bläst die Backen auf, überlegt kurz darauf zu antworten, lässt es aber. Es vermisst seine besten Freundinnen PePita und Pups. Sie haben Kinder auf der Erde gefunden, mit denen sie als Engel in der Ausbildung lernen und spielen dürfen. Darauf ist es ein bisschen neidisch... vielleicht auch ein bisschen mehr. Denn für Sternchen findet sich kein Kind, weil es etwas anders ist als die anderen:

Klein, quasselig, vergesslich und ziemlich neugierig.

Zum Glück gibt es den Wunschbaum gegen Mopsigkeit. Auf seinem Weg dorthin kommt es am Himmelsbrunnen vorbei. Es flitzt ein paar Mal um den Brunnen herum, stolpert über den einzigen Stein, den der Himmelskehrer übersehen hat, und fliegt auf die Nase.
„Autschi!“, mault es und fasst sich an die zerschrammte Nase. „Du blöder Stein. Warum liegst du da, wo ich laufen will?“
Zielstrebig steuert es seinen Lieblingswasserhahn an, auf dem ein grüner Frosch mit gelben Punkten sitzt. Es hält seine schmutzigen Engelshände darunter und befiehlt im forschen Kommandoton: 
„Wasser, marsch!“ 
Aber das Wasser mag keine Befehle. Nicht ein Tropfen kommt.
„Was ist los? Willst du mir wohl Wasser... ähhh... bitte Wasser geben“, verbessert es sich. 
Das bitte ist ihm in letzter Sekunde eingefallen. 
Die HimmelsHüter wollen nämlich erneut darüber abstimmen, ob es auf die Erde darf. Da ist es besser, sich musterhaft zu benehmen, wenigstens eine Zeitlang. Aber trotz seiner Bitte will kein Wasser fließen. Erst als Sternchen die Hände wegnimmt, quakt der Frosch und ein paar kümmerliche Tropfen fallen in den Brunnen.
„Willst du mich verarschen...?“, fragt es, während es seinen Kopf unter den Wasserhahn schiebt und hineinäugt. „Duuuurst...!“ ruft es laut. Das braucht es nicht zweimal zu sagen. Wie bestellt, schießt das Wasser über seinen Kopf und man hört ein Glucksen, als ob jemand das Lachen unterdrückt.

„DonnerKnall und HimmelsFurz...!“ Sternchen wischt sich das Wasser aus den Augen. Dabei verteilt es den Dreck gleichmäßig übers ganze Gesicht. Aber das ist ihm egal, es hat nur noch Augen für den Baum der Bäume. Neben dem Brunnen steht er in seiner ganzen Pracht, sein allerliebster Lieblingsbaum...

Ende Leseprobe / copyright © rena lessner
 
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