Hallo Teenies...

 
LESEPROBE aus meinem Buch "Kiras TraumPrinz..."

Kira wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie aufwachte. Sie hatte kein Zeitgefühl, aber sie wusste, dass sie nicht mehr alleine im Zimmer war. Langsam gewöhnten ihre Augen sich an die Dunkelheit und wanderten im Zimmer umher. Sie sah die Schatten der Birkenzweige, die auf der Wand neben ihrem Bett im nächtlichen Reigen tanzten und bei jedem Windhauch ein anderes Muster auf die Tapete zauberten. Sie erkannte den Kleiderschrank und die alte Spiegelkommode mit dem großen Grammophon darauf, das aussah wie ein riesiger Trichter, der alles verschlucken wollte, was ihm zu nahe kam. Daneben erkannte sie den Schaukelstuhl, auf den sie ihre Klamotten geschmissen hatte, bevor sie schlafen ging.

Ihr Blick wanderte weiter zum Fenster, durch das der leuchtende  Mond noch immer seine nächtlichen Strahlen schickte, aber sie waren nicht mehr so hell wie beim Einschlafen. Sie wurden durch etwas Dunkles, das sich auf der Fensterbank befand, am Eindringen gehindert. Kira griff an ihren Hals. Das Medaillon war da, wo es sein sollte. Sie versuchte, es so leise wie möglich zu bewegen, um sich zu vergewissern, dass die Träne noch darin war. Sie hatte nicht im Entferntesten damit gerechnet, was dann geschah…
Sie spürte durch die goldene Hülle, dass der Kristall sich bewegte. Aber er tat es nicht leise, wie sie erwartet hatte, sondern es hörte sich an, wie „die Trompeten von Jericho“ beim Jüngsten Gericht. Mit solch einer Lautstärke hatte sie nicht gerechnet, und schon gar nicht mitten in der Nacht. „Hoffentlich hat Audita nichts gehört“, dachte sie und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und ihr Kopf glühte. Das Dunkle hatte es jedenfalls gehört. Es bewegte sich und kam auf sie zu. Kiras Herz klopfte heftig und sie war sich sicher, dass man das Schlucken ihres trockenen Halses bis in dem entferntesten Winkel des Bauernhauses hören konnte. Endlich hatte sie das Medaillon geöffnet und nahm den Kristall in ihre Hand. Er fühlte sich kühl und trocken an. Sie schien nicht in Gefahr zu sein. Trotzdem klopfte ihr Herz immer lauter und sie hörte, wie das Blut in ihren Adern pochte „pch… pch… pch…“

Es kam näher.

Kira hatte sich an das Kopfende ihres Bettes zurückgezogen und hielt ihre Beine fest mit den Händen umklammert. Das Wesen sah im Schatten der Nacht aus, als ob es seine langen Haare zu einer Seite des Kopfes zusammengebunden hatte. Es schien mit etwas langem Weiten bekleidet zu sein und man hörte nicht, wie es sich bewegte. Ob es keine Schuhe anhatte? Vielleicht war es ja ein Geist und er schwebte über dem Boden...
Kira schluckte.

Es war ein gewaltiger Unterschied, sich Geister und wilde Horden im gemütlichen Wohnzimmer vorzustellen, als alleine im Bett zu liegen und nicht zu wissen, was da gerade auf einen zukam. Als das Wesen seine Arme hob, sah es aus, als ob ein Fächer verkehrt herum aufgehen würde. Kurz darauf hörte sie ein Geräusch wie „Fingerschnippen“. Im selben Moment wurde es von einer unsichtbaren Lichtquelle beleuchtet und Kira konnte in ein Gesicht sehen, das ihr freundlich zuzwinkerte. Sie atmete hörbar aus und entspannte sich etwas. Das Wesen sah aus wie die vielen rüpeligen Exemplare in ihrer Schulklasse, die man „Jungen“ nennt… nur irgendwie verkleidet. Mit schnellem Blick musterte sie ihn. Dieser hier sah aus, als ob er zu einem Kostümfest gehen wollte, mit seiner langen roten Zipfelmütze auf einem schwarzen Lockenkopf, die sie in der Finsternis für lange Haare gehalten hatte. Seine Beine steckten in schwarzen Pumphosen und sein Oberkörper war mit einem purpurroten kurzen Umhang bekleidet, der sie an die Plisseeröcke von Tante Hanne erinnerte, die sie immer an Sonn- und Feiertagen getragen hatte. An seinen nackten Füßen trug er Sandalen. Und da waren sie wieder… drei Zehen, die viel breiter waren als ihre eigenen.
„Irgendwie gehören in diesem Stück hier alle zusammen“, murmelte Kira.

„Ich bin Prinz“, stellte er sich vor.
Er legte seine linke Hand, die er zu einer leichten Faust geschlossen hatte, dahin, wo Menschen normalerweise ein Herz haben, und verneigte sich leicht. Er schien höflich zu sein… was sie an ihrer ersten Vermutung, dass es sich um einen Jungen handeln könnte, zweifeln ließ. Jungen benehmen sich anders, jedenfalls die, die Kira kannte. Sie zog ihren linken Arm aus dem Plümmo heraus und ahmte die Bewegung mit ihrer Hand nach, die ihr umso leichter fiel, da sie die TerraTräne damit fest umschlossen hielt.
„Ich bin Kira.“
„Ich weiß…“
Ihr Kopf fühlte sich nicht mehr so heiß an und ihr Herz klopfte ein bisschen normaler. Auch ihr Bauch sandte keine Warnsignale aus. „Woher weißt du das? Und was heißt das… ein Prinz? So richtig mit Krone und Schloss wie im Märchen, oder wie?“
„Was ist ein Märchen?
„Du weißt nicht, was ein Märchen ist?“
„Nein.“
„Komisch. Dann kannst du nicht von hier sein. Hier wissen das alle… Woher kennst du meinen Namen?“
„Ich kenne deinen Namen schon viele hundert Jahre, Ich habe auf dich gewartet, weil wir gemeinsam eine Aufgabe zu erledigen haben.“
Kira legte ihren Kopf schief, legte ihre Stirn in Falten und sah ihn prüfend an.
„Willst du mich auf den Arm nehmen?“
„Ja gerne, wenn du möchtest, aber ist das nicht unpraktisch bei einer Unterhaltung?“
„Ich glaube, du spinnst…!“
 
 

Ende Leseprobe / copyright © rena lessner
 
zurück zur Übersicht: